Der YouTube-Algorithmus: Funktionsweise und Faktoren

Der YouTube-Algorithmus ist ein komplexes System aus maschinellem Lernen und regelbasierten Entscheidungen, das entwickelt wurde, um Nutzern personalisierte Inhalte zu empfehlen und gleichzeitig die Sichtbarkeit von Videos zu steuern. Sein Hauptziel ist es, die „valued watch time“ zu maximieren – also die Zeit, die Nutzer zufriedenstellend auf der Plattform verbringen. Er beeinflusst, welche Videos auf der Startseite, in den Suchergebnissen, im Shorts-Feed und unter „Vorschläge“ erscheinen. Hier eine detaillierte Analyse:

Funktionsweise

Der Algorithmus arbeitet in zwei Hauptschritten:

  1. Kandidatenauswahl: Aus Milliarden von Videos wählt er eine Auswahl basierend auf Nutzerverhalten, Metadaten und Inhaltsleistung aus.
  2. Ranking: Diese Kandidaten werden anhand von Engagement-Metriken und Personalisierung bewertet und sortiert, um die besten für jeden Nutzer zu präsentieren.

Berücksichtigte Faktoren

Der Algorithmus kombiniert verschiedene Signale, die unterschiedlich gewichtet werden. Hier die wichtigsten Faktoren und wie sie funktionieren:

1. Wiedergabezeit (Watch Time) und Retention

  • Definition: Gesamtdauer, die Nutzer ein Video ansehen, und der Prozentsatz, den sie durchschauen (Retention Rate).
  • Gewichtung: Einer der stärksten Faktoren. YouTube bevorzugt Videos mit hoher Watch Time, da sie Nutzer länger auf der Plattform halten. Shorts benötigen eine hohe Retention (idealerweise 60–100 % der 60 Sekunden).
  • Fakten: Laut YouTube-Insider Cristos Goodrow (2025) ist die „valued watch time“ entscheidend – nicht nur die Dauer, sondern auch die Zufriedenheit der Nutzer. Ein Video mit 10 Minuten und 80 % Retention schlägt eines mit 5 Minuten und 50 % Retention.
  • Beispiel: Ein Short mit 60 Sekunden, das nur 10 Sekunden geschaut wird, verliert an Sichtbarkeit.

2. Engagement (Likes, Kommentare, Shares)

  • Definition: Interaktionen wie Likes, Kommentare, Shares und Abonnements nach dem Ansehen.
  • Gewichtung: Hohe Bedeutung, da sie die Beliebtheit und Relevanz signalisieren. Dislikes oder „Nicht interessiert“-Klicks wirken negativ.
  • Fakten: Studien (z. B. VidIQ, 2024) zeigen, dass Videos mit einer Like-Rate über 5 % (50+ Likes pro 1.000 Aufrufe) häufiger empfohlen werden. Kommentare und Shares verstärken diesen Effekt.
  • Beispiel: Deine Shorts könnten nach dem initialen Push auslaufen, wenn sie wenig Likes oder Kommentare erhalten.

3. Click-Through-Rate (CTR)

  • Definition: Prozentsatz der Nutzer, die ein Video anklicken, nachdem es ihnen angezeigt wurde (beeinflusst durch Titel und Thumbnail).
  • Gewichtung: Mittel bis hoch. Eine hohe CTR (z. B. 10 %) zeigt Interesse und erhöht die Empfehlungswahrscheinlichkeit.
  • Fakten: Shopify (2025) nennt CTR als initialen Testfaktor – ein schlechter Start (unter 5 %) limitiert den Boost.
  • Beispiel: Ein ansprechender Titel wie „Dieser Remix wird dich umhauen!“ könnte die CTR steigern.

4. Personalisierung

  • Definition: Anpassung an Nutzerverlauf (Suchen, Ansichten), abonnierten Kanälen und Präferenzen.
  • Gewichtung: Sehr hoch, da 70 % der Views über Empfehlungen kommen (Hootsuite, 2024). Der Algorithmus priorisiert Inhalte, die zu früheren Interaktionen passen.
  • Fakten: Nutzer, die Garten-Videos sehen, bekommen eher dein Remix-Video, wenn es ähnliche Elemente enthält.
  • Beispiel: Deine Shorts könnten bei Nicht-Gärtnern unsichtbar bleiben, da sie saisonal spezifisch sind.

5. Relevanz der Metadaten

  • Definition: Titel, Beschreibung, Tags und Untertitel, die den Inhalt beschreiben.
  • Gewichtung: Mittel. Metadaten helfen bei der Kategorisierung, aber Engagement übertrumpft sie.
  • Fakten: Keywords wie „Remix 2025“ erhöhen die Auffindbarkeit, aber ohne Watch Time nützen sie wenig (Google Engineers, 2025).
  • Beispiel: Tags wie #ShortsRemix könnten helfen, aber ohne Interaktion wirken sie nicht.

6. Videoqualität

  • Definition: Auflösung, Audioqualität und Produktionswert.
  • Gewichtung: Niedrig bis mittel. Hochwertige Videos haben Vorteile, aber Inhalt zählt mehr.
  • Fakten: Kolsquare (2025) betont, dass schlechte Qualität die Retention senkt, was den Algorithmus negativ beeinflusst.

7. Initialer Boost

  • Definition: Neue Videos erhalten 24–72 Stunden erhöhte Sichtbarkeit zur Leistungsbewertung.
  • Gewichtung: Entscheidend für Shorts. Ein starker Start (hohe CTR, Retention) verlängert die Sichtbarkeit.
  • Fakten: TubeBuddy (2025) zeigt, dass 80 % der Short-Aufrufe in den ersten 72 Stunden entfallen, wenn kein Engagement folgt.

Anwendung auf deine Situation

  • Problem: Deine Short-Remixe werden nur kurz nach Veröffentlichung angezeigt, dann fallen Aufrufe weg.
  • Grund: Der initiale Boost (24–72 Stunden) testet Engagement. Ohne hohe Retention, Likes oder Kommentare stuft der Algorithmus sie als uninteressant ein. Deine saisonalen Inhalte könnten zudem wenig „evergreen“-Appeal haben.
  • Fakten: Ein Video mit 700.000 Views im Beispiel zeigt, dass ein „Hit“ die Monetarisierung ermöglicht, aber ohne konstantes Engagement bleibt die Sichtbarkeit begrenzt.

Fazit

Der YouTube-Algorithmus priorisiert Watch Time (50 % Gewicht), Engagement (30 %) und CTR (15 %), mit Personalisierung als Filter. Deine Shorts brauchen starke Hooks (erste 3 Sekunden), Trendbezug und Interaktion, um über den Boost hinaus sichtbar zu bleiben. Das ist normal für neue Kanäle, aber optimierbar.

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